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Biene mit Eisflügeln vertreibt Ängste

Kinderklinik setzt auf innovative Methoden zur Linderung von Schmerzen

Schmerzen so gut es geht zu vermeiden ist das erklärte Ziel der Kinderklinik am Klinikum Memmingen. Foto: Koch

 

Ein Krankenhausaufenthalt wird meist mit negativen Emotionen wie Schmerzen oder Angst verbunden. Für Kinder wirkt die sterile Umgebung einer Klinik mitunter noch beunruhigender. Oft ist auch die Angst vor Schmerzen groß. Hier möchte die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Memmingen mit dem Projekt „Schmerzarme Kinderklinik“ entgegenwirken.

„Meist sind es die Schmerzen, die den Kindern im Gedächtnis bleiben und sich negativ auf spätere Krankenhausaufenthalte oder Arztbesuche auswirken“, erklärt Kinderkrankenschwester und Pflegedienstleiterin Michaela Nürnberger. „Das ist schade, weil sich die Kinder – abgesehen von den schmerzhaften Interventionen – bei uns in der Klinik meist sehr wohl fühlen.“

Eine nichtmedikamentöse Möglichkeit, um Schmerzen zu lindern, sei es, das Gehirn auszutricksen: „Denn Schmerzen entstehen im Gehirn. Ohne Gehirn hätten wir keine Schmerzen.“

Durch bestimmte Reize könne man auf die Rezeptoren in der Haut einwirken: „Wenn ich auf die Stelle, an der eine Infusionsnadel gelegt werden soll, im Vorfeld mit Kälte oder Vibration einwirke, weiß das Gehirn nicht mehr, was es verarbeiten soll – den thermischen Reiz, die Vibration oder den Einstich“, schildert Nürnberger. „Dadurch kann das Schmerzempfinden reduziert werden.“ Nürnberger ist ausgebildete „Pain Nurse“, was so viel wie „Expertin für Schmerzmanagement“ heißt.

Deswegen lieg in jedem Untersuchungszimmer der Kinderklinik eine sogenannte Buzzy Bee. Das ist eine vibrierende Plastik-Biene, die mit Eisflügeln aus dem Tiefkühlschrank versehen werden kann.

„Um unsere kleinen Patienten optimal vorzubereiten, dürfen sie vor der Intervention den Buzzy selbst einschalten und spielend kennenlernen“, erklären die Kinderkrankenschwestern Isabelle Luigart und Raffaela Greif, die beide eine Ausbildung zur Schmerzexpertin absolviert haben. „Wenn es das Kind möchte, legen wir den Buzzy auf die Stelle, an der später gestochen werden soll.“ Zusätzlich diene die Biene durch ihr niedliches Aussehen als Ablenkung.

„Denn auch durch Ablenkung können wir die Aufmerksamkeit weg von der schmerzhaften Prozedur auf etwas Angenehmes lenken“, erklärt Luigart und zeigt ein kleines Köfferchen mit Utensilien zum Ablenken bei schmerzhaften Interventionen: eine Rassel, eine Spieluhr, ein „Zauberstab“ mit bunten Glitzerelementen – alles gut abwischbar und desinfizierbar.

Nach der Intervention werden die kleinen Patientinnen und Patienten für ihren Mut belohnt und dürfen sich eine Kleinigkeit aus der „Belohnungskiste“ nehmen, die durch Spendengelder finanziert wird. „Denn wir möchten den Kindern zeigen, dass wir ihre Stärke sehen und wertschätzen", erklärt Luigart.

Zu einer angstfreien Umgebung gehöre auch eine „angstmindernde Sprache“, wie Raffaela Greif es nennt. „Es bringt nichts, wenn wir dem Kind sagen, `Es tut nicht weh!´. Denn in Stresssituationen versteht das Kind nur das Wörtchen `weh´.“ Auch Wörter wie „Stich“ oder „Piks“ könnten negative Erwartungen hervorrufen. Besser sei es, dem Kind zu sagen: „Du spürst, dass ich etwas mache. Schildere mir gerne hinterher, wie es sich für die angefühlt hat.“ Dabei sei es wichtig, ehrlich zu bleiben und schmerzhafte Prozeduren nicht zu verschweigen.

„Die Herausforderung liegt darin, dem Kind zu erklären, was geschehen wird, ohne es zu verunsichern“, so Greif. Zudem sei es wichtig, den Eltern die Ängste zu nehmen: „Denn es bringt nichts, nur das Kind zu beruhigen und die Eltern in ihrer Angst zu lassen. Denn die elterlichen Ängste übertragen sich automatisch auf die Kinder.“

Um möglichst alle Pflegenden der Kinderklinik auf denselben Stand zu bringen, bieten Luigart und Greif regelmäßig Fortbildungen in Sachen „Schmerzmanagement“ an.

„Je wohler sich unsere kleinen Patientinnen und Patienten fühlen, desto schneller werden sie auch wieder gesund“, sind sich alle Beteiligten einig.

Die Plastik-Biene vibriert und kühlt mit ihren Eisflügeln den Arm der kleinen Patienten. Dadurch können Schmerzen bei Blutentnahmen reduziert werden. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen    

Kinderkrankenschwester und Pflegedienstleiterin Michaela Nürnberger setzt sich für eine schmerzarme Kinderklinik ein. Foto: Haas

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