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„Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache“

Neurologie-Chefarzt Privatdozent Dr. Christoph Lichy vom Klinikum Memmingen informierte über die Vorbeugung, Therapie und Nachbehandlung eines Schlaganfalls. Foto: Eva Maria Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

 

Tag für Tag erleiden in Deutschland mehr als 550 Menschen einen Schlaganfall. „Der Schlaganfall ist nach dem Herzinfarkt und der Krebserkrankung die dritthäufigste Todesursache“, informierte Neurologie-Chefarzt Privatdozent Dr. Christoph Lichy bei einer Patienteninformationsveranstaltung am Klinikum Memmingen.

20 Prozent der Patienten sterben laut Lichy an ihrem Schlaganfall oder an den direkten Folgen.

„Rund 50 Prozent der Überlebenden müssen mit Behinderungen klarkommen, wie Gehstörungen, Sprach- oder Gedächtnisstörungen.“

Ursache für einen Schlaganfall ist laut dem Neurologie-Chefarzt eine Durchblutungsstörung einzelner Gehirnareale.

„In 90 Prozent der Fälle führt ein Verschluss der Arterien zu einem Infarkt.“ Dann ist eines der Blutgefäße, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgen, verstopft – zum Beispiel durch ein Blutgerinnsel. „Dadurch werden die Gehirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.“ In den anderen rund zehn Prozent der Fälle löse eine Blutung im Gehirn den Schlaganfall aus.

Der Ort der Schädigung im Gehirn bestimmt die Art der Symptome: „Denn jedes Zentrum im Gehirn hat unterschiedliche Aufgaben“, erläuterte Lichy.

Typische Symptome für einen Hirninfarkt seien halbseitige Gefühlsstörungen oder eine halbseitige Lähmung von Arm und Bein, Schwindel und Sprechstörungen: „Das Sprachzentrum liegt in der linken Gehirnhälfte im Bereich der Schläfe. Wenn es hier zu einem Infarkt kommt, hat derjenige meist massive Probleme, Worte zu finden und flüssig zu sprechen.“ Das Sehzentrum liegt am Hinterkopf. „Ist dieses bei einem Schlaganfall betroffen, kommt es häufig zu beidäugigen Sehstörungen in eine Richtung.“

1,2 Milliarden Nervenzellen gehen im Schnitt bei einem Schlaganfall kaputt, so Lichy.

„Unser Gehirn ist ein Sensibelchen. Es ist noch viel anfälliger als unser Herz und kommt mit einer Sauerstoffunterversorgung noch schlechter zurecht.“

Deswegen habe man bei einem Hirninfarkt wenig Zeit, ein sich anbahnendes Unglück abzuwenden.

„Die Rettungskräfte wurden von uns instruiert, schon von unterwegs aus im Klinikum anzurufen, wenn sie einen Patienten mit akutem Schlaganfallverdacht zu uns bringen“, betonte Lichy, der seit sieben Jahren die Neurologie am Klinikum leitet.

Bevor mit einer Therapie in der Zertifizierten Schlaganfall-Station (englisch: „Stroke Unit“) des Klinikum Memmingen begonnen wird, werden Schichtröntgenaufnahmen vom Kopf gemacht, um zu sehen, um welche Art von Infarkt es sich handelt.

„Leidet der Patient an einem Arterienverschluss, können wir mit einem Medikament, das über eine Infusion in die Vene des Patienten verabreicht wird, das Blutgerinnsel mit großer Wahrscheinlichkeit auflösen.“ Allerdings wirke dieses Medikament nur bis zu viereinhalb Stunden nach einem Infarkt.

Nach der Akutbehandlung ist es laut Lichy wichtig, rasch die Ursachen abzuklären, die zu einem Schlaganfall geführt haben. „Denn oft folgt in den ersten Wochen nach einem Infarkt ein weiterer“, warnte der Chefarzt die rund 70 interessierten Zuhörer beim Informationsabend im Rahmen der Vortragsreihe „Gesundheitsakademie“.

Dauerhafter Bluthochdruck beispielsweise könne die Gefäße derart schädigen, dass es zu einem Hirninfarkt kommt. Auch Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern könnten zu einer Gerinnselbildung führen. Ein erhöhtes Infarktrisiko haben laut Lichy auch Diabetespatienten oder Menschen mit Fettstoffwechselstörungen. „Und mit dem Älterwerden steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall kontinuierlich an.“

Vorbeugen könne man durch die Vermeidung von Übergewicht, von zu fettiger und salziger Ernährung, von Zigarettenrauchen und Alkoholmissbrauch. Wichtig sei auch tägliche, moderate Bewegung: „Es reichen schon 15 bis 30 Minuten körperliche Bewegung, in der der Puls leicht nach oben geht“, erklärte Lichy.

Laut dem Chefarzt gibt es auch Durchblutungsstörungen ohne Infarktfolge: „Dann bleibt kein kaputtes Gehirngewebe zurück und die Symptome, wenn sie denn überhaupt auftreten, klingen schnell wieder ab.“ Aber auch eine solche Störung, die man medizinisch „Transiente ischämische Attacke“, kurz TIA, nennt, müsse man absolut ernst nehmen: „Denn oft folgt nach wenigen Tagen oder Wochen ein richtiger Infarkt.“ 

Konnte ein Schlaganfall nicht mehr abgewendet werden, ist es laut dem Neurologen wichtig, dass der Patient von einem fächerübergreifenden Team betreut wird: Physiotherapeuten trainieren gegen Lähmungserscheinungen, Ergotherapeuten üben die Feinmotorik und Logopäden helfen bei Sprechstörungen. „Auch muss man schnell erkennen, ob der Patient unter Schluckstörungen leidet. Denn dann besteht die Gefahr, dass er an seinem Speichel oder an einem Speisebrocken erstickt.“

60 Prozent der auf der Memminger Schlaganfall-Station behandelten Patienten können laut Lichy ohne Behinderung nach Hause entlassen werden. „Der bayernweite Durchschnitt liegt bei lediglich 53 Prozent.“ Aufgrund der guten Behandlungsergebnisse wurde die Schlaganfallstation des Klinikums Memmingen 2015 von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft zertifiziert.

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