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Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache

60 Prozent der auf der Memminger Schlaganfall-Station behandelten Patienten können ohne Behinderung nach Hause entlassen werden. Der bayernweite Durchschnitt liegt bei lediglich 53 Prozent. Im Bild: Neurologie-Chefarzt Privatdozent Dr. Christoph Lichy (Mitte) und Oberarzt Dr. Mark Stroik (rechts). Foto: Koch

Jeden Tag erleiden in Deutschland mehr als 550 Menschen einen Schlaganfall. „Der Schlaganfall ist nach der Krebserkrankung und dem Herzinfarkt die dritthäufigste Todesursache“, erklärt Neurologie-Chefarzt, Privatdozent Dr. Christoph Lichy, bei einer Informationsveranstaltung am Klinikum Memmingen.

20 Prozent aller Schlaganfallpatienten versterben laut Privatdozent Dr. Christoph Lichy nach einem Hirninfarkt. Rund 50 Prozent der Überlebenden müssen mit Behinderungen klarkommen, wie Geh-, Sprach- oder Gedächtnisstörungen.

Ursache für einen Schlaganfall ist laut dem Neurologie-Chefarzt in 90 Prozent aller Fälle ein Arterienverschluss. Dann ist eines der Blutgefäße, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgen, verstopft – zum Beispiel durch ein Blutgerinnsel.

„Unser Gehirn ist ein Sensibelchen“, betont Lichy vor rund 100 interessierten Bürgern aller Altersgruppen. „1,2 Milliarden Nervenzellen gehen bei einem Schlaganfall in der Sekunde kaputt.“ Deswegen habe man wenig Zeit, ein anbahnendes Unglück abzuwenden: „Die Rettungskräfte wurden von uns instruiert, schon von unterwegs aus im Klinikum anzurufen, wenn sie einen Patienten mit Schlaganfallverdacht zu uns bringen. Denn Zeit ist in diesem Fall Hirn.“

Bevor mit einer Therapie in der Zertifizierten Schlaganfall-Station (englisch: „Stroke Unit“) des Klinikums Memmingen begonnen wird, werden Röntgenaufnahmen vom Kopf gemacht, um zu sehen, um welche Art von Infarkt es sich handelt: „Leidet der Patient an einem Blutgerinnsel, können wir mit einem Medikament, das die Verstopfung auf aggressive Weise auflöst, schnell handeln.“

Nach der Akutbehandlung ist es laut Lichy wichtig, rasch die Ursachen abzuklären, die zu einem Schlaganfall geführt haben. „Denn oft folgt in den ersten Wochen nach einem Infarkt ein weiterer“, warnt der Chefarzt beim Informationsabend, der im Rahmen der neuen Vortragsreihe „Gesundheitsakademie“ am Klinikum Memmingen für Patienten, Angehörige und Interessierte stattfand.

Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern können laut dem Neurologen zu einer Gerinnselbildung führen. Auch dauerhafter Bluthochdruck kann die Gefäße derart schädigen, dass es zu einem Hirninfarkt kommt. Auch Diabetespatienten oder Menschen mit Fettstoffwechselstörungen haben laut Lichy ein erhöhtes Infarktrisiko. „Und mit dem Älterwerden steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall kontinuierlich an.“

Vorbeugen könne man durch die Vermeidung von Bewegungsmangel, Übergewicht, falscher Ernährung, Zigarettenrauchen und Alkoholmissbrauch: „Drei Mal die Woche eine Stunde körperlich betätigen, also beispielsweise Laufen oder Radfahren, reicht schon aus, um das Risiko annähernd zu halbieren.“ Allerdings solle man Extremsportarten meiden.

Der Ort der Schädigung im Gehirn bestimmt die Art der Symptome bei einem Schlaganfall: „Denn jedes Zentrum im Gehirn hat unterschiedliche Aufgaben. Das Sehzentrum beispielsweise liegt am Hinterkopf, im linken Großhirn sitzt das Sprachverständnis.“

Typische Symptome für einen Hirninfarkt sind halbseitige Gefühlsstörungen oder eine halbseitige Lähmung, Schwindel, Sehstörungen beider Augen sowie Sprach- und Sprechstörungen: „Die Betroffenen können Dinge nicht mehr beim Namen nennen, lallen wie Betrunkene, verdrehen Worte oder verstehen Gesprochenes nicht mehr.“ Auch das Doppelbildersehen komme häufig vor: „Dann haben ihre Mitmenschen plötzlich zwei Köpfe.“

Laut Lichy gibt es auch Durchblutungsstörungen ohne Infarktfolge: „Dann bleibt kein kaputtes Gehirngewebe zurück und die Symptome, wenn sie denn überhaupt auftreten, klingen schnell wieder ab.“ Aber auch eine solche Störung, die man medizinisch „Transiente ischämische Attacke“, kurz TIA, nennt, müsse man absolut ernst nehmen: „Denn oft folgt nach wenigen Tagen oder Wochen ein richtiger Infarkt.“ 

Konnte ein Schlaganfall nicht mehr abgewendet werden, ist es laut dem Neurologen wichtig, dass der Patient von einem multidisziplinären Behandlungsteam betreut wird: Physiotherapeuten trainieren idealerweise schon am ersten Tag nach dem Infarkt gegen Lähmungserscheinungen, Ergotherapeuten üben die Feinmotorik und Logopäden helfen bei Sprach- und Sprechproblemen. „Auch muss man schnell erkennen, ob der Patient unter Schluckstörungen leidet“, so Lichy. „Denn dann besteht die Gefahr, dass er an seinem Speichel oder an einem Speisebrocken erstickt.“

60 Prozent der auf der Memminger Schlaganfall-Station behandelten Patienten können laut Lichy ohne Behinderung nach Hause entlassen werden. „Der bayernweite Durchschnitt liegt bei lediglich 53 Prozent.“ Aufgrund der guten Behandlungsergebnisse wurde die Schlaganfallstation des Klinikums Memmingen als eine von nur drei Zentren in ganz Bayerisch-Schwaben von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft zertifiziert.

 

Der nächste Informationsabend für Patienten, Angehörige und Interessierte im Rahmen der Vortragsreihe „Gesundheitsakademie“ findet am Donnerstag, 23. Juni, um 19 Uhr, im Sozialpädiatrischen Zentrum des Klinikums Memmingen statt. Dabei referieren Mitarbeiter des Zertifizierten Kontinenzzentrums über Beckenbodenschwäche, Harn- und Stuhlinkontinenz.

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