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Schwindel ist nicht gleich Schwindel

Neurologie-Chefarzt erklärt, warum bei Schwindelattacken die richtige Arztwahl oft schwer fällt

Neurologie-Chefarzt Privatdozent Dr. Christoph Lichy (Mitte) und Oberarzt Dr. Mark Stroick (rechts) am Bett eines Patienten. Dass Schwindel viele Ursachen haben kann, beispielsweise Störungen des Gleichgewichtssinns,  Herzrhythmusstörungen, Depressionen oder Migräne, erläuterte der Chefarzt bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung am Klinikum Memmingen. Foto: Ralph Koch

 

Schwindel ist nicht gleich Schwindel. Das machte Neurologie-Chefarzt Privatdozent Dr. Christoph Lichy vom Klinikum Memmingen gleich zu Beginn seiner Informationsveranstaltung zu diesem Thema deutlich: „Bei 100 Patienten sprechen wir, etwas zugespitzt gesagt, von 100 verschiedenen Schwindelarten.“ Wie die unterschiedlichen Schwindeltypen diagnostiziert und therapiert werden können, erläuterte Lichy vor über 150 Interessierten im Klinikum Memmingen.

Schwindel sei nach Schmerzen der häufigste Grund, warum Menschen einen Arzt aufsuchen: „Dabei können die Ursachen sehr vielfältig sein. Es können lebensgefährliche Erkrankungen dahinterstecken, aber auch ganz harmlose.“

Chefarzt Lichy unterscheidet zwischen zwei wichtigen Schwindel-Arten: dem Drehschwindel mit Bewegungsgefühl und dem ungerichteten Schwindel mit Benommenheitsgefühl.

Drehschwindel könne beispielsweise durch eine relative harmlose Entzündung des Gleichgewichtsnervs, durch Sonderformen der  Migräne oder eine Störung der Innenohrfunktion hervorgerufen werden, aber auch durch eine lebensgefährliche Hirnblutung oder einen Hirntumor. Ungerichteter Schwindel mit Benommenheitsgefühl könne als Ursache unter anderem Herzrhythmusstörungen, Depressionen oder Alkoholmissbrauch haben.

„Das Fatale“, warnte Lichy die Zuhörer: „Oft ist es so, dass heftigster Schwindel harmlose Ursachen hat und harmlos anmutender  Schwindel lebensgefährlich sein kann.“ Der Chefarzt nannte ein Beispiel: Manche Erkrankung des Gleichgewichtsorgans, also des Innenohrs, sei harmlos, könne aber heftigste Schwindelattacken mit starker Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Dagegen könne Schwindel nach einem lebensbedrohenden Schlaganfall sehr harmlos in Erscheinung treten. „Deswegen sollten Sie darauf achten, ob neben dem Schwindel weitere Symptome auftreten, die auf einen Schlaganfall hindeuten, wie beispielsweise Doppelbildersehen, halbseitige Gefühlsstörung oder undeutliches Sprechen.“ Dann müsse laut Lichy sofort der Rettungsdienst unter 112 gerufen werden.

Schwindel könne auch die Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten sein: neben Blutdrucksenkern, Antidepressiva oder Medikamenten für Epileptiker können laut dem Chefarzt auch Schwindelmittel, die eigentlich den Schwindel eindämmen sollen, zu chronifiziertem Schwindel führen: „Diese Medikamente werden oft allzu leichtfertig verschrieben“, findet Lichy. Durch sie könne sich der Schwindel chronifizieren. „Weil sie auf Dauer unseren Gleichgewichtssinn betäuben.“ Dieser Gleichgewichtssinn setzt voraus, dass die Sinneseindrücke von Auge, Ohr und Muskeln übereinstimmen und dass die Nerven diese Eindrücke ans Gehirn weiterleiten. „Und natürlich muss auch die Zentrale, also das Kleinhirn, intakt sein.“ Bei Erkrankungen des Gehirns, des Gleichgewichtsorgans (Ohren), der Nerven oder des Kreislaufes könne dieser Mechanismus gestört sein und es könne Schwindel auftreten.

Aber auch Erkrankungen der Psyche können laut dem Neurologie-Chefarzt Schwindelattacken hervorrufen.

„Bei der Mannigfaltigkeit der Ursachen wird verständlich, warum viele Patienten vor dem Problem stehen: Wo finde ich Hilfe für `meinen´ Schwindel? Beim Psychologen, dem Neurologen, dem HNO-Arzt, dem Hausarzt oder der Notfallambulanz?“ Dabei hätten laut Lichy viele Betroffene eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich.

Dass das Thema bewegt, zeigte auch die große Besucherresonanz auf die Veranstaltung, die kurzerhand auf einen weiteren Raum ausgeweitet werden musste.

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