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Tägliche Herausforderung

Beim zweiten Palliativtag informierten Experten über die Arbeit mit unheilbar Kranken

Rund 840 Patienten sind in den vergangenen sechs Jahren auf der Palliativstation im Klinikum Memmingen von Oberarzt Dr. Matthias Missel (links), Stationsleiterin Angela Ludwig (daneben) und einem multidisziplinären Team versorgt worden. Foto: Haas/Klinikum Memmingen

Den Umgang mit Sterbenden anderer Religionen und Kulturen nennt Stationsleiterin Angela Ludwig von der Palliativstation im Klinikum Memmingen eine „tägliche Herausforderung, die anlässlich des anhaltenden Flüchtlingsstroms noch steigen wird“. Beim zweiten Palliativtag des Klinikums Memmingen sprach die Pflegerin unter anderem über Sterberituale im Islam.

Rituale geben in Krisensituationen Halt und Orientierung, schildert Ludwig, die auf der Palliativstation Sterbenskranke betreut und zusammen mit einem multidisziplinären Team versucht, ihnen die Schmerzen und die Angst vor dem Tod zu nehmen.

Beim Palliativtag, der nach der Erstauflage im Jahr 2013 jetzt zum zweiten Mal stattfand und einen Mix aus Vorträgen und Workshops für Fachpersonal bot, sprach Stationsleiterin Ludwig über die unterschiedlichen Anforderungen, die Sterbende anderer Religionen und ihre Angehörigen an das medizinische Personal stellen.

„Muslimische Patienten lehnen Schmerztropfen oft wegen ihres Alkoholgehalts ab.“ Auch versuchten viele, so Ludwig, trotz ihrer schweren Erkrankung die fünf täglichen Gebete einzuhalten. „Schaffen sie sich einen Gebetsteppich an“, riet sie den Teilnehmern aus anderen Kliniken und Altenheimen. Denn der Anteil an älteren muslimischen Bewohnern werde steigen und die Menschen seien froh und glücklich, wenn man sie und ihre Religiosität ernst nehme: „Vielleicht ist es für den einen oder anderen schwierig, die Denkweisen, Handlungen und Rituale Andersgläubiger zu verstehen, aber das ist nicht vorrangig. Wichtig ist, den anderen zu respektieren und ihm zu ermöglichen, seinen Glauben zu leben – zumindest soweit es die jeweilige Einrichtung zulässt.“

Rund 840 Patienten sind in den vergangenen sechs Jahren auf der Palliativstation mit ihren sechs Betten versorgt worden, resümierte Oberarzt Dr. Matthias Missel vor den Teilnehmern des Symposiums, die laut Pflegedirektor Hans-Jürgen Stopora bis aus München angereist waren.

Neben einer medizinischen Behandlung durch speziell ausgebildete Ärzte und Pflegekräfte werden auf der Palliativstation Kranken- und Atemgymnastik, Kunst-, Musik- und Entspannungstherapie, eine psychoonkologische sowie eine seelsorgerische Betreuung angeboten.

„Eine weitere wichtige Säule ist der Sozialdienst“, beschrieb Missel. „Hier geht es meist um Beratung, wie etwa die weitere häusliche Versorgung unserer Patienten, die gut geplant und vorbereitet werden muss.“

Mehr als 60 Prozent der Palliativpatienten können laut Chefarzt Professor Dr. Albrecht Pfeiffer entlassen werden. Lediglich rund 35 Prozent würden auf der Station versterben. „Bedauerlicherweise wird aber die Palliativstation oft als Sterbestation missverstanden“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums. „Wir fügen zwar dem Leben nicht mehr Tage hinzu, aber den Tagen viel Lebenswertes.“

Dass schon mit wenigen Handgriffen Verspannungen, Schmerzen und Atemnot bei den schwerstkranken Patienten gelindert werden können, beschrieb Physiotherapeutin Conchita Velilla-Waldher beim Palliativtag: „Legen sie dem Kranken die Hand auf den Brustkorb und spüren sie die Atmung.“ Durch einfache Übungen könne man die Atemtiefe trainieren und Patienten, die ans Bett gefesselt scheinen, wieder zu mehr Mobilität verhelfen.

Dass neben den unheilbar kranken Patienten auch das stark geforderte medizinische Personal Unterstützung braucht, bestätigte beim Symposium ein Workshop zum Thema Selbstpflege und Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit.

„Ich möchte die Menschen bis an ihre Grenze begleiten und dennoch meine eigenen Grenzen bewahren“, schilderte eine Teilnehmerin, der eigenen Worten zufolge die Kraft abhandengekommen war, „gefühlsmäßig ganz bei den Patienten zu sein“.

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