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Was tun bei einem Massenanfall von Verletzten?

Die Symposiumsteilnehmer Theresa Tuschl (rechts) und Stefanie Wittmann (daneben) aus Neuburg an der Donau üben unter Anleitung von Assistenzärztin Dr. Susanne Zircher vom Klinikum Memmingen an einem Schweinehals den künstlichen Luftröhrenschnitt. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

 

Was tun bei einem Massenanfall von Verletzten nach einem Bus-Unglück oder einem Terroranschlag? Für Mitarbeiter der Rettungsdienste und Notaufnahmen ist die medizinische, organisatorische und psychische Bewältigung großer Schadenslagen eine enorme Herausforderung, die jetzt beim siebten Memminger Notfallsymposium Notfallgäu in der örtlichen Stadthalle trainiert wurde. Daneben wurden unter anderem kleine, lebensrettende Not-Operationen geübt.

Ein Bus-Unglück mit 30 zum Teil schwerverletzten Personen. Fünf Rettungswagen sind mit ihren Teams vor Ort, drei Notarzteinsatzfahrzeuge und ein Hubschrauber, der die in Lebensgefahr schwebenden Patienten in die umliegenden Kliniken fliegt. Ein Horrorszenario für jeden Helfer. Der Adrenalinspiegel ist hoch. Doch zum Glück handelt es sich bei der Szene in der Memminger Stadthalle nur um ein nachgestelltes Training, bei dem die Teilnehmer lernen, wie sie möglichst schnell eine adäquate Versorgung für alle Betroffenen erreichen. Das medizinische Equipment, die Rettungsfahrzeuge und der Notarzthubschrauber existieren nur auf dem Papier – ebenso wie die vielen Verletzten, die von den Übenden mit Klebeetiketten „versorgt“ werden, auf denen „Blutdruckmessgerät“, „Schmerzmittel“ oder Beatmungsbeutel“ steht.

„Jeder in der Notfallversorgung Arbeitende muss damit rechnen, dass er einmal mit einem Massenanfall von Verletzten konfrontiert wird, auch wenn die Wahrscheinlichkeit zum Glück relativ gering ist“, sagt Dr. Rupert Grashey, Organisator des zweitägigen Symposiums und leitender Arzt der Notfallklinik am Klinikum Memmingen. „Dann sollte natürlich jeder Schritt sitzen. Denn der Faktor Zeit spielt hier eine wesentliche Rolle.“

Im Saal nebenan üben Teilnehmer des zweitägigen Symposiums an Schweinehälften kleine, lebensrettende Not-Operationen, die bei Erstickungsgefahr eingesetzt werden – wie beispielsweise den künstlichen Luftröhrenschnitt oder das Legen eines Zugangs in den Brustkorb.

„Diese Techniken brauchen wir selten“, sagt Teilnehmerin Stefanie Wittmann. „Umso wichtiger ist es, sie gut zu beherrschen. Denn wenn ein Patient keine Luft mehr bekommt, bleibt für die Rettung wenig Zeit.“ Notfallsanitäterin Wittmann und ihre Kollegin Theresa Tuschl aus der zentralen Notaufnahme der Kliniken St. Elisabeth in Neuburg an der Donau sind extra aus Oberbayern angereist, um in der Memminger Stadthalle ihr Wissen aufzufrischen. Später lernen sie in einem Workshop zur Blutungskontrolle, wie sie schwere Blutungen professionell stillen können: „Das sind Blutungen, wie sie beispielsweise bei einem Terroranschlag vorkommen. Diese sind nicht mit herkömmlichen Verbänden stillbar“, erläutert Notfallmediziner Grashey. Hier fänden sogenannte hämostyptische Verbandsstoffe Anwendung, welche gleichzeitig die Blutgerinnung fördern und so helfen, bislang nicht stillbare Blutungen zu stoppen. „Die Anwendung solcher Verbände muss natürlich geschult und trainiert werden“, so Grashey.

Viel Feingefühl verlangt auch das Anlegen eines Gipsverbandes, das Annika Hendriksen aus Esslingen am Neckar in einem speziellen Gipsworkshop trainiert: „Ich habe von der unfallchirurgischen Station in die Notaufnahme gewechselt. Dort muss ich das Anlegen von Gipsverbänden und Schienen beherrschen.“ Deswegen ist sie extra nach Memmingen gereist. „Und die Vorträge sind für mich auch interessant.“

In den hochkarätig besetzten Vorträgen wird unter anderem die Behandlung alter, schwer vorerkrankter Patienten thematisiert: „Hier geht es zum Beispiel um die Frage nach Therapiebegrenzung und -verzicht“, erklärt Organisator Grashey. „Soll ich bei einem Notarzteinsatz einen sehr alten Menschen, der unter vielen Vorerkrankungen leidet, wirklich aus seinem häuslichen Umfeld herausreißen und ihn zur Abklärung in die Klinik schicken? Oder kann ich ihn zu Hause bei seinen Angehörigen lassen, wenn das der Wunsch aller ist?“

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die strukturelle Neuausrichtung der Notfallkliniken: „Künftig soll es in Deutschland weniger Notfallstationen geben, diese sollen dann aber höhere Anforderungen erfüllen“, erklärt Grashey. „In diesem Zuge wird auch die Einführung von speziellen klinischen Notfallmedizinern diskutiert.“

Ziel des Symposiums ist es auch, das Verständnis der einzelnen Berufsgruppen, die in der Notfallrettung tätig sind, untereinander zu verbessern. „Das klappt am besten durch gemeinsames Lernen und den Austausch untereinander“, weiß Organisator Grashey. Er veranstaltet seit dem Jahr 2012 zusammen mit den Kollegen von den örtlichen Rettungsdiensten das Symposium mit hochkarätigen Referenten in der Memminger Stadthalle, um über die neuesten Standards in der Rettung, Versorgung und Therapie von Notfallpatienten zu informieren.

„Unser Symposium wird von Jahr zu Jahr beliebter. Die rund 350 Teilnehmer kommen aus Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Italien – die Referenten sogar bis aus Köln und New York.“

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